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MATRONENSTADT

Donnerstag, 4. März 2021

DIE KARTE




Wir haben den Stadtraum Krefelds unter Berücksichtigung der Geschlechterperspektive künstlerisch (digital) interveniert.

Dabei sind 4 Denkmäler-Prototypen entstanden, die auf einer besonderen digitalen Karte vorhanden sind.  

Wir haben die Karte verwendet, um digitale Erzählungen zu erstellen, die eine egalitärere und repräsentativere historische Darstellung enthalten. 

Die Erzählungen haben wir "Der Verlorenen Faden. Gemeiner Lein" genannt.
 
Auf der Karte, können wir uns die Erfahrungen der Textilarbeiter*innen vorstellen und erleben. 

So verbinden wir die Vergangenheit , die durch das Leben dieser Frauen und Mädchen  repräsentiert wird, mit der Gegenwart unseres tägliches Leben. 

Erstellungsprozess:
Im Herbst 2020 haben wir auf einer Fläche Flachs gepflanzt. 

Wir haben den gesamten Prozess auf Video dokumentiert. 
Von der Aussaat, die mit dem letzten Vollmond im November 2020 zusammenfällt, bis zu seiner Blüte im Frühjahr 2021. 

Mit dem erhaltenen Material haben wir 4 Prototypen von Denkmälern erstellt. 
4 Videokunstinstallationen, die von Mädchen und Frauen sprechen, die existiert haben könnten.
Hintergrundbild ist der Flachs, eine Stimme erzählt uns Details über das Leben von 4 Frauen. 

Auf einer Karte der Stadt Krefeld haben wir die Denkmäler an 4 verschiedenen Orten platziert. Alle Orte haben etwas gemeinsam, sie waren  Arbeitsräume und Wohnräume oder beides von Textilarbeiter*innen.

"Der Verlorene Faden. Gemeiner Lein":
 
Video: Andreas Hillebrand

-Prototyp Mina.
Mina war 12 Jahre alt. 
Sie war die Tochter einer Krefelder Weberfamilie. 
Tagsüber arbeitete Sie in der Nähstube, Nachts half Sie ihrer Familie beim weben. 
Bald musste Sie ins Fabrikhaus umziehen und dort leben und arbeiten. 
Die Eltern konnten den Lebensunterhalt ihrer ältesten Tochter nicht mehr sichern.


Video: Andreas Hillebrand
-Prototyp Laura.
Laura wurde mit 35 Witwe. Sie hatte 2 Kinder, ein Mädchen und einen Jungen. 
Zusammen mit ihrem Mann einem Weber ,hatte Sie für das Kontor X mehr als 15 Jahre lang  in Hausarbeit gewebt. Das durfte Sie nun nicht mehr. 
Die Zunft lies keine Frauen weben. 


Video: Andreas Hillebrand
-Prototyp Johanna.
Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, waren die Tage Johannas mit unendliche Arbeit gefüllt. 
Sie erledigte den Haushalt, kochte, backte und kümmerte sich um die Kleidung. Sie spinnte, webte und reparierte Kleider. 
Sie pflegte den Gemüsegarten, züchtete Hühner und Kühe um die Milch und die Eier zu verkaufen. 
Sie musste auf den Feldern allerlei Aufgaben erledigen und noch dazu als Wäscherin für andere Haushalte arbeiten.


Video: Andreas Hillebrand

-Prototyp Frieda.
Zu Hause wurde die Lage lebensbedrohlich. 
Es gab einfach nicht genug zu essen . Im Dorf gab es zu viele Weber und zu wenige Kontore, die immer weniger bezahlten für die Stoffe. Alle vier Kinder der Familie Blume, die kleine Frieda erst 9 Jahre alt  inklusive, mussten schnell in andere Haushalte umziehen und dort als Putzhilfe, Kindermädchen, Dienstbote zu arbeiten oder mit etwas Glück bei  einem  Meister einen Beruf zu erlernen. 
Der Hausbesitzer drohte mit Zwangsräumung und der Landbesitzer wollte höhere Miete für die Felder haben.


Literaturverzeichnis:

-"Von de Flachspflanze zum Leinen Didaktische Materiellen zum Sudtiroler Landesmuseum für Volksmunde". Suizenbacher, Gudrun, Bauer, Schmied, Lodenweber
-https://flachs.de/blog/2017/05/03/der-laie-ist-begeistert-der-fachmann-verwirrt-winterhanf-und-winterflachs/
-https://www.leitnerleinen.com/de/vom-flachs-zum-leinen-der-anbau, "Von Flachs zum Leinen. Der Anbau".
-https://www.stiftung-naturlandschaften.de/pdf/Projektdoku%20Flachskuhlen%20am%20Niederrhein%202013.pdf
-"Taufgesinnte und grosses Kapital. Due niederrheinisch-bergischen Mennoniten und der Aufstieg des Krefelder Seidengewerbes" ( Mitte des 17. Jahrunderts-1815).
von Peter Kriedte, Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Band 223, Jahr 2007, Vandenhoeck & Ruprecht



Gefördert durch ein Künstlerstipendium im Rahmen der NRW-Corona-Hilfen.